Alle Mitarbeitenden gestalten die neue DRK-Familie
Mit dem Aufbau des neuen Domizils an der Mascheroder Straße geht auch ein inhaltlicher Umbau des Kreisverbandes einher.

Die Gelegenheit ist günstig: Während das Rote Kreuz aktuell sein neues Domizil an der Mascheroder Straße 6 (M6) baut, soll auch der DRK-Kreisverband selbst eine Art Umbau erfahren. Mit Hilfe einer groß angelegten Organisationsberatung werden derzeit die Strukturen im Hause überprüft. Bis Ende Mai hat sich ein Lenkungskreis für diese Bestandsaufnahme Zeit gegeben. Das Gremium besteht aus Björn Försterling als Vorsitzendem des Präsidiums, Vorstand Andreas Ring und Projektleiterin Inna Betz sowie dem externen Berater Andreas Setzer aus Hamburg.
Eines ist Andreas Ring dabei außerordentlich wichtig: "Organisationsberatung hat nichts mit dem zu tun, was man sonst als Unternehmensberatung kennt." Tatsächlich sorgt dieses zweite Schlagwort in Belegschaften deutschlandweit immer dann für Unruhe, wenn sich dahinter die Straffung von Strukturen und die Rationalisierung von Unternehmen verbirgt. "Das ist bei uns nicht der Fall", versichert der Vorstand. Keine Abteilung stehe auf der Kippe und niemand werde entlassen. "Im Gegenteil sind wir ja schon lange auf der Suche nach weiteren Fachkräften."
Nach der aktuellen Bestandsaufnahme, zu der auch Einzel-Interviews gemeinsam mit allen Leitungskräften gehören, sollen ab Juni Maßnahmen entwickelt werden, wobei es nach Aussage von Björn Försterling um ein "Zusammenwachsen der DRK-Familie" geht. "Wir sind in den vergangenen 20 Jahren stark gewachsen, wir haben gemeinnützige Tochterfirmen gegründet und die Zahl unserer Mitarbeiter hat sich vervielfacht." Die internen Strukturen aber seien nicht im selben Maße entwickelt worden. "Hinzu kamen immer wieder externe Krisen, die unsere volle Konzentration erfordert haben – zum Beispiel zwei Flüchtlingskrisen und die Herausforderungen rund um Corona. Und Organisationsentwicklung macht man eben nicht mal nebenbei."
Nun aber sei die Zeit gekommen für eine umfassende Nabelschau. "Unsere Aufgabe ist noch immer: Wie können wir den Menschen im Landkreis helfen? Ohne Selbstfürsorge geht das aber weder bei unseren Mitarbeitenden noch bei der Organisation an sich dauerhaft gut." Dabei gehe es auch darum, welche Führungskultur gebe es im Verband und wie müsste ein gemeinsames Leitbild aussehen, das trotzdem passt für solch unterschiedliche Bereiche wie den Rettungsdienst, die Schulbegleitung und die Finanzbuchhaltung – um nur drei von vielen Beispielen zu nennen.
Andreas Ring räumt ein, dass gerade das schnelle Wachstum die Zusammenarbeit auch auf der Leitungsebene belastet habe. "Und so etwas setzt sich dann natürlich durch alle Ebenen fort." Künftig soll die Abgrenzung klarer werden zwischen Präsidium, Vorstand, Geschäftsführung und Prokuristen-Ebene. Und es gehe auch darum, in allen Abteilungen zu vermitteln, dass es sich beim Roten Kreuz um ein ganz besonderes Unternehmen mit ganz besonderen Grundsätzen handelt. "In gewisser Weise wollen wir durch das Verfahren 'Back to the Roots'." Im Übrigen gehe es in der Bestandsaufname nicht nur darum, Defizite der Organisation herauszufinden. "Es geht auch um positive Beispiele, die ja vielleicht imstande sind, den gesamten Kreisverband nach vorn zu bringen."
Dabei ziehen offenbar alle mit. "Die Mitarbeitendenbefragung läuft noch bis zum 1. Mai, da wurden wirklich alle gefragt, und die Durchführung der Befragung wird sehr begrüßt", sagt Inna Betz. Das Ergebnis daraus und die Rückmeldungen in den Interviews bilden eine gute Basis, um daraus die nächsten Handlungsschritte ableiten zu können. Eine solche Einstellung sei enorm wichtig, denn Veränderungen gelängen nur, wenn sie von innerer Überzeugung getragen würden.
Auch die Gespräche mit der Belegschaft lägen nicht nur im Zeitplan, sondern ergäben wohl eine Basis, auf der sich gut aufbauen lasse, meint die Projektleiterin: "Der Wille zur Veränderung ist da. Mein Eindruck ist, dass die Belegschaft in der Vergangenheit keine unüberwindbaren Widerstände aufgebaut hat." Selbst wenn es bisher vielleicht noch nicht überall angekommen sei im Personal, was da so passiert und was das für einen selber heißt: "Spätestens in der Umsetzungsphase werden alle in diversen kleineren Projekten daran beteiligt sein und dürfen aktiv partizipieren und mitgestalten."
Klar ist: Der nun angestoßene Prozess der inneren Erneuerung ist auf Dauer angelegt. "Da geht es um eine wiederkehrende Selbstfürsorge", sagt Björn Försterling. Und er vermerkt durchaus mit Stolz, dass schon bei der Planung des neuen DRK-Zentrums an Begriffe wie Austausch, Begegnung und Nähe gedacht worden ist: "Von Anfang an haben wir in M6 für Flächen und Räume gesorgt, wo stressfreie Kommunikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglich ist." Das sei heute nicht nur zeitgemäß, sondern unterstreiche auch, dass alle Unternehmensbereiche Teil eines gemeinsamen Roten Kreuzes sind.
Und Björn Försterling betont noch einmal, dass Ängste unter Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern fehl am Platze sind. "Am Ende des Prozesses wollen wir den Menschen im Landkreis mit unseren Ressourcen noch besser helfen können. Unsere Mitarbeiter spielen da die wichtigste Rolle – wir müssen dafür sorgen, dass sie gerne bei uns arbeiten."